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„Gemeinsam einzigartig“

„Gemeinsam einzigartig“

Lesung zum Thema Transsexualität und Anderssein beeindruckte die Schüler am Werner-Richard-Berufskolleg

Skeptische Gesichter gab es beim Start des Vorlesetags im Werner-Richard-Berufskolleg. Aber ganz schnell herrschte im Raum gespannte Stille. Denn zu Gast war Jill Deimel. Jill wurde als Mädchen geboren und lebt heute als Mann. „Ich habe mich sehr lange, sehr falsch gefühlt“, berichtete Jill. „In den Achtziger und Neunzigerjahren gab es nur kein Bewusstsein für Transsexualität – da warst du Mann oder Frau.“ Aus einem lebensmüden jungen Menschen wurde ein Vorbild, der andere ermutigt.

Das beeindruckte die Schüler und Schülerinnen im Volmarsteiner Berufskolleg. „Viele hier haben keinen geraden und oft sehr schweren Weg hinter sich“, betont Jennifer Pahne, Lehrerin an der Förderschule der Ev. Stiftung Volmarstein, die den Vorlesetag organisiert hatte. „Jemand wie Jill versteht unsere Schülerschaft und hinterlässt Eindruck.“

„Gemeinsam einzigartig“ – unter dem Motto konnten auch andere Schüler den spannenden Vorlesetag zeitgleich auf der Online-Schulplattform Moodle verfolgen. Schon zum 4. Mal gab es den Vorlesetag am Berufskolleg Volmarstein. Immer werden besondere Persönlichkeiten eingeladen, die einen besonderen Eindruck hinterlassen mit ihrer ganz persönlichen Lebensgeschichte.

Neben Jill Deimel gab es drei weitere Vorlesende, die ihre Lieblingsbücher vorstellten: Lena Schürmann, Mediengestalterin im zweiten Ausbildungsjahr, führte die Zuhörer in die fantastische Welt von Nevermoor – Flucht und Wunder von Jessica Townsend, mit vielen einzigartigen magischen Wesen wie z. B. riesenhafte, sprechende Katzen. „Wer Harry Potter mag, wird auch Nevermoor mögen“, warb Lena für ihr ausgewähltes Buch.

Märchenland für alle hieß es, als Anastasios Mantes (Lehrer) vorlas. Doch geht es in diesem Buch nicht um klassische Märchen, wie wir sie kennen. In dem Werk von Boldizsár M. Nagy sind die Hauptfiguren divers und bekannte Rollenbilder werden erneuert, damit sich jeder Mensch mit der Figur identifizieren kann, die ihr/ihm gefällt: Hier werden Mädchen zu Heldinnen, es gibt homosexuelle Prinzen und einen Hasen mit drei Ohren. Diesen wählte er zum Vorlesen aus, denn durch die Einzigartigkeit des Hasen rettet dieser sein Dorf vor einem großen Unglück.

Last not least machte es sich Sören Andre, ebenfalls Mediengestalter aus der Mittelstufe, im roten Lesesessel gemütlich, um ein Buch, besser gesagt eine Saga, vorzustellen. Sie handelt von einem Jungen, der in Träume des Jonathan Jabbok, dem ersten Band der Neschan-Trilogie von Ralf Isau, in eine fantastische fremde Welt flieht. Als Rolli-Fahrer hat er es nicht leicht. In seiner Traumwelt Neschan aber, einem bedrohten Reich, erlebt er unzählige Abenteuer und dort begibt er sich auf eine Reise, um das Land vor dem Untergang zu retten.

Foto: Jill Deimel beeindruckte die Schülerschaft des Werner-Richard-Berufskollegs.

Wichern-Kranz ist ein echtes Gemeinschaftswerk

Wichern-Kranz ist ein echtes Gemeinschaftswerk

Berufsbildungswerk Volmarstein pflegt eine alte Tradition.

„Wann ist denn nun endlich Weihnachten?“ Das fragen Kinder in jedem Jahr immer wieder in der Vorweihnachtszeit. Um den Kindern das Warten leichter zu machen, erfand der Lehrer und Theologe Johann Hinrich Wichern bereits 1839 das „Urmodell“ des Adventskranzes. Johann Hinrich Wichern leitete das evangelisch geprägte Rauhe Haus in Hamburg – eine Stiftung für die Betreuung von Kindern. Für seinen Kranz nahm er ein Wagenrad und befestigte darauf so viele Kerzen, wie es Tage vom ersten Advent bis zum Heiligen Abend waren.

Ein solcher Kranz entstand nun als echtes Gemeinschaftswerk im Berufsbildungswerk Volmarstein (BBW). Ausbilder und Teilnehmende aus vier Fachabteilungen bauten gemeinsam einen sogenannten „Wichern-Kranz“. Drei Meter Durchmesser und ein Gewicht von 180 Kilo hat dieser besondere Adventskranz mit vier großen und 24 kleinen Kerzen. Damit ist er ein echter Hingucker vor dem Café mittendrin im Zentralgelände der Ev. Stiftung Volmarstein. „Das ist eine schöne Tradition, die zum BBW und zur Ev. Stiftung Volmarstein passt“, so Geschäftsbereichsleiterin Sabine Riddermann.

„Drei verschiedene Abteilungen der Gewerblich Technischen Ausbildung und die Gärtnerei haben das Projekt Stück für Stück geplant, gebaut und dekoriert, betonte Frank Behrendt, Ausbilder im Berufsbildungswerk Volmarstein. Die Produktdesigner entwarfen den besonderen Kranz am Computer, die Metallbauer schweißten das Grundgerüst aus Metall, mit befestigten daran die 28 Kerzen. Anschließend sorgten die Elektrotechniker für die Beleuchtung. „Die haben wir dann so programmiert, dass bis zum Heiligen Abend jeden Tag eine weitere Kerze leuchtet“, erklärt Daniel Tautz Ausbilder im Elektrobereich. Schließlich dekorierten Mitarbeitende und Teilnehmende aus der Gärtnerei das Stahlgerüst mit Tannengrün.

So mancher Volmarsteiner staunte nicht schlecht, als der riesige Kranz dann vom Berufsbildungswerk in die Lothar-Gau-Straße transportiert wurde. Vorstand Markus Bachmann, Sabine Riddermann, Ausbilder und Teilnehmende aus dem Berufsbildungswerk schalteten gemeinsam die Beleuchtung des neuen Wichernkranzes zur Eröffnung des Adventsmarktes an. „Das ist ein richtiges Meisterstück“, lobte Vorstand Markus Bachmann alle Beteiligten.