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„Vielfalt macht eine offene Gesellschaft aus“

„Vielfalt macht eine offene Gesellschaft aus“

Für eine offene Gesellschaft warb Pfarrerin Dr. Tabea Esch, Leiterin des Zentrums für Theologie, Diakonie und Ethik der Ev. Stiftung Volmarstein, bei der Demonstration „Hand in Hand – für Demokratie und Menschenrechte“ vor dem Stadtsaal in Wetter. Über 300 Teilnehmende kamen zu der Veranstaltung, die Stadt, Lichtburg, Integrationsrat, Bündnis Wetter weltoffen, Frauenheim Wengern und Stiftung gemeinsam organisiert hatten.

In ihrer Rede beschrieb Dr. Tabea Esch die Evangelische Stiftung: Die sei ein Abbild unserer Gesellschaft – vielfältig, plural, bunt. Konkret sei die Stiftung ein Ort, an dem Menschen mit unterschiedlichen Religionen und Kulturen, Menschen mit und ohne Behinderung, Frauen, Männer und trans*Personen zusammenleben und -arbeiten. „Genau das macht eine Gesellschaft aus“, meinte sie, „und genau das fordert sie auch heraus.“

Auf die aktuelle Situation ging sie mithilfe des Bibelzitats „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist“ ein. Dabei warnte sie vor einer verengten Sichtweise. „Wenn dieses Sehen dauerhaft getrübt ist und ganz bewusst den Sinn und Zweck hat, zwischen ‚wir hier‘ und ‚ihr dort‘ eine Grenze aufzumachen, dann wird es gefährlich“, so die Stiftungs-Theologin. Und weiter: „Wenn dieses einfältige Sehen dabei helfen soll, Sündenböcke zu suchen und notwendige Debatten in einer demokratischen Gesellschaft an Würde verlieren, dann wird es bedrohlich. Und wenn wieder alte Parolen auf den Straßen erklingen, dann ist es höchste Zeit, Hand in Hand für Menschenrechte und Demokratie einzustehen.“

Für ihren Beitrag erhielt Dr. Tabea Esch ebenso Beifall wie die weiteren Redner an diesem Tag – nämlich Bürgermeister Frank Hasenberg, Lara Ahmetovic und Lilli Meriyem Isemann (Jugendparlament), Seyfullah Köse (Integrationsrat NRW), Helge Heisters (Stadtverband für Leibesübung), dem Wetteraner Bürger Matthias Küstermann sowie Pfarrer Karsten Malz.

Die Rede von Dr. Tabea Esch zum Download als PDF-Dokument.

Kreuzweg im Schuhkarton

Kreuzweg im Schuhkarton

Eine ganz besondere Darstellung der biblischen Ostergeschichte haben Schüler*innen des Werner-Richard-Berufskollegs und Auszubildende des Berufsbildungswerks geschaffen: Gemeinsam mit Seelsorgerin Katrin Gerlach gestalteten sie den Kreuzweg in 12 Schuhkartons. „Von den Püppchen bis zum letzten Pinselstrich haben wir alles selbst gemacht“, berichtetet der Auszubildende Dominik Adam mit Stolz über die Arbeit der jungen Leute.

Bei der Vorbereitung auf die kreative Arbeit beschäftigten die jungen Erwachsenen sich intensiv mit den verschiedenen Themen der dargestellten Ostergeschichte. Durch Rollenspiele oder Gruppenarbeiten diskutiert und reflektierten sie Themen wie Verrat, Solidarität, Nächstenliebe und den Dienst an anderen, Einsamkeit und Angst. „Die Themen sind keinesfalls veraltet,“ betonte Katrin Gerlach.

Die Kartons wurden mit tollen Ideen und Kreativität bis in Detail gestaltet. Dabei entwickelten die jungen Menschen ganz eigene Ideen: Der Verrat von Judas erinnerte eine Gruppe an den „Verrat“ von Manuel Neuer. Der wurde beim Wechsel vom FC Schalke 04 zum FC Bayern München von Fans auch als „Verräter“ beschimpft. Ein Bild mit Fans und einem entsprechenden Transparent bildet die Rückwand des Schuhkartons. Bei der Szene mit den Hohenpriestern fällt der Prunk in der Gestaltung auf. Und wer genau hinschaut: Es gibt – über die Darstellung der biblischen Geschichte hinaus – auch eine Hohepriesterin.

Drei Auszubildende der Hauswirtschaft stellten insgesamt 68 kleine Püppchen aus Pfeifenputzern, Holzkugeln und Stoffen her. Bis ins kleinste Detail gestalteten Micky Valentino, Dominik Adam und Mark Gosdzik die individuellen Figuren. Es gab sogar Schnittmuster. Mal ist z.B. grobe Arbeitskleidung mit einer bunten Schürze zu sehen, mal Helme oder glitzernder Schmuck und besondere Ziernähte. Diversität und Vielfalt sind in allen 12 Kartons zu finden. So gibt es auch eine Kriegerin – mit Blumen im Haar.

Und bei der Szene, als Jesus nach der Auferstehung einigen Jüngern erscheint, hat Micky Valentino diesen als Freddy Mercury dargestellt – übrigens mit der gleichen coolen knallgeben Jacke, die auch Micky Valentino trägt. „Mit verschiedenen Ideen wollten wir den Nerv von jungen Leuten treffen“, sagt der 22-Jährige.

Zunächst war die Ausstellung im Foyer des Berufsbildungswerks zu sehen. Lehrkräfte und Ausbilder*innen besuchten mit den jungen Erwachsenen den besonderen Kreuzweg und thematisierten so die Kar- und Ostertage auf ganz besondere Weise.

Vom 26.03. – 09.04. können alle Interessierten den Kreuzweg im Schuhkarton im Foyer der Klinik Volmarstein besichtigen.

Foto oben v. li.: Dominik Adam, Micky Valentino und Mark Gosdzik (Auszubildende der Hauswirtschaft) bei der Gestaltung eines Schuhkartons.

Ein neuer Gedenkort für Verstorbene

Ein neuer Gedenkort für Verstorbene

Glücksspirale unterstützt die Trauerkultur in der Ev. Stiftung Volmarstein

„Wenn Auszubildende, Schülerinnen, Schüler oder Mitarbeitende und ehemalige Mitarbeitende versterben, steht die Zeit still“, weiß Katrin Gerlach. Die Seelsorgerin spendet in solchen Momenten den Menschen im Berufsbildungswerk und im Werner-Richard-Berufskolleg Trost. Eine Gedenkandacht, Gebete, eine Kerze anzünden oder etwas in ein Erinnerungsbuch schreiben hilft, mit dem Unfassbaren umzugehen.

Ania Osthoff, Religionslehrerin am Volmarsteiner Berufskolleg, hatte mit weiteren Kolleginnen und Kollegen den Wunsch, zusätzlich einen Gedenkort für die Verstorbenen zu schaffen – einen Ort der Erinnerung und Ruhe. In Zusammenarbeit mit den Ausbildungsbereichen „Garten- und Landschaftsbau“, „Technisches Produktdesign“ und „Metallverarbeitung“ wurde aus dem Wunsch Wirklichkeit, ein Geldbetrag stand in Aussicht und die Planung konnte beginnen.

„Ich habe mitbekommen, wie ein Teilnehmer gestorben ist. Wir haben eine Kerze angemacht. Jetzt seinen Namen auf eine Plakette zu gravieren und den Namen zu lesen ist schön“, so Tobias Radtke, Auszubildender im Garten- und Landschaftsbau beim ersten Spatenstich für einen neuen zentralen Gedenkort. Neben dem Berufskolleg entsteht ein kreisrund gepflasterter Bereich, zu dem ein barrierefreier, gewundener Pfad führt. Mit Sitzbänken und von Hecken und Sträuchern geschützt, lädt ein zum Verweilen. Zentrales Element sind mehrere Stelen, an denen die Namen der Verstorbenen auf kleinen Plaketten angebracht werden können. So entsteht auch ein Rückzugsraum für kleinere Gruppen, an dem beispielsweise auch Religionsunterricht abgehalten werden kann.

Am Berufsbildungswerk Volmarstein und dem Werner-Richard-Berufskolleg machen junge Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder Autismus-Spektrum-Störungen eine Berufsausbildung oder besuchen die Berufsschule. Bei einigen Krankheitsbildern ist die Lebenserwartung stark einschränkt. Daher kommt es immer wieder vor, dass junge Erwachsene während ihrer Zeit dort versterben. Für ihre Mitschüler*innen und auch für Mitarbeitende ist es nicht leicht, damit umzugehen.

Die Kosten für den neuen Gedenkort trägt zum großen Teil die Glücksspirale. Den Rest haben die Schülerinnen und Schüler und die Mitarbeitenden gemeinsam über Spenden zusammengetragen. So machen sie den Ort zu ihrem eigenen, zu dem sie einen Teil beigetragen