Berufsbildungswerk Volmarstein freut sich über die Spitzenleistung von Rostislaw Krasnov.
Jahrgangsbester – für die besondere Leistung wurde Rostislaw Krasnov von der Landwirtschaftskammer NRW geehrt. Der 23-Jährige absolvierte eine Ausbildung zum Werker im Garten- und Landschaftsbau am Berufsbildungswerk (BBW) Volmarstein. Mit der Gesamtnote 1,1 schloss er seine Prüfungen ab.
Achim Köberich, sein Ausbilder im BBW, begleitet ihn in den drei Jahren. „Egal, welche Aufgabe ansteht, Rostislaw erledigt es bestens.“ Das ist nicht selbstverständlich. Denn der Auszubildende hat eine Autismus-Spektrum-Störung. Im BBW der Ev. Stiftung Volmarstein probierte er in der dreimonatigen Berufsvorbereitung mehrere Berufe aus. Das half ihm, den richtigen Weg zu finden. „Am PC zu arbeiten, hat mir nicht so gut gefallen“, betont er. „Draußen zu arbeiten und in Bewegung zu sein, ist mein Ding.“
Die Prüfung fiel dem jungen Mann leicht. Z.B. musste er Pflanzen erkennen und die richtigen deutschen und botanischen Namen nennen – kein Problem für Rostislaw, denn er hatte mit großem Ehrgeiz gelernt. Für die praktische Prüfung übte er im BBW-Gewächshaus. „Das hat sehr geholfen“, betont er. „Außerdem habe ich in der Ausbildungszeit bei ganz vielen Projekten mitgearbeitet. Z.B. habe ich beim Bau einer Natursteinmauer und beim Anlegen von befestigten Flächen mitgewirkt.“
Klar, dass bei solchen Spitzenleistungen die Rehabilitationsmaßnahme weitergeht. Direkt nach der Prüfung startete er die zweijährige Vollausbildung zum Gärtner. „Im Garten- und Landschaftsbau ist Rostislaw Krasnov überall einsetzbar. Über eine so zuverlässige und gute Fachkraft werden sich seine künftigen Arbeitgeber freuen“, sagt Achim Köberich mit Stolz.
Foto: Rostislaw Krasnov zeigt stolz seine Urkunde, die ihn als Jahrgangsbesten auszeichnet.
Lesung zum Thema Transsexualität und Anderssein beeindruckte die Schüler am Werner-Richard-Berufskolleg
Skeptische Gesichter gab es beim Start des Vorlesetags im Werner-Richard-Berufskolleg. Aber ganz schnell herrschte im Raum gespannte Stille. Denn zu Gast war Jill Deimel. Jill wurde als Mädchen geboren und lebt heute als Mann. „Ich habe mich sehr lange, sehr falsch gefühlt“, berichtete Jill. „In den Achtziger und Neunzigerjahren gab es nur kein Bewusstsein für Transsexualität – da warst du Mann oder Frau.“ Aus einem lebensmüden jungen Menschen wurde ein Vorbild, der andere ermutigt.
Das beeindruckte die Schüler und Schülerinnen im Volmarsteiner Berufskolleg. „Viele hier haben keinen geraden und oft sehr schweren Weg hinter sich“, betont Jennifer Pahne, Lehrerin an der Förderschule der Ev. Stiftung Volmarstein, die den Vorlesetag organisiert hatte. „Jemand wie Jill versteht unsere Schülerschaft und hinterlässt Eindruck.“
„Gemeinsam einzigartig“ – unter dem Motto konnten auch andere Schüler den spannenden Vorlesetag zeitgleich auf der Online-Schulplattform Moodle verfolgen. Schon zum 4. Mal gab es den Vorlesetag am Berufskolleg Volmarstein. Immer werden besondere Persönlichkeiten eingeladen, die einen besonderen Eindruck hinterlassen mit ihrer ganz persönlichen Lebensgeschichte.
Neben Jill Deimel gab es drei weitere Vorlesende, die ihre Lieblingsbücher vorstellten: Lena Schürmann, Mediengestalterin im zweiten Ausbildungsjahr, führte die Zuhörer in die fantastische Welt von Nevermoor – Flucht und Wunder von Jessica Townsend, mit vielen einzigartigen magischen Wesen wie z. B. riesenhafte, sprechende Katzen. „Wer Harry Potter mag, wird auch Nevermoor mögen“, warb Lena für ihr ausgewähltes Buch.
Märchenland für alle hieß es, als Anastasios Mantes (Lehrer) vorlas. Doch geht es in diesem Buch nicht um klassische Märchen, wie wir sie kennen. In dem Werk von Boldizsár M. Nagy sind die Hauptfiguren divers und bekannte Rollenbilder werden erneuert, damit sich jeder Mensch mit der Figur identifizieren kann, die ihr/ihm gefällt: Hier werden Mädchen zu Heldinnen, es gibt homosexuelle Prinzen und einen Hasen mit drei Ohren. Diesen wählte er zum Vorlesen aus, denn durch die Einzigartigkeit des Hasen rettet dieser sein Dorf vor einem großen Unglück.
Last not least machte es sich Sören Andre, ebenfalls Mediengestalter aus der Mittelstufe, im roten Lesesessel gemütlich, um ein Buch, besser gesagt eine Saga, vorzustellen. Sie handelt von einem Jungen, der in Träume des Jonathan Jabbok, dem ersten Band der Neschan-Trilogie von Ralf Isau, in eine fantastische fremde Welt flieht. Als Rolli-Fahrer hat er es nicht leicht. In seiner Traumwelt Neschan aber, einem bedrohten Reich, erlebt er unzählige Abenteuer und dort begibt er sich auf eine Reise, um das Land vor dem Untergang zu retten.
Foto: Jill Deimel beeindruckte die Schülerschaft des Werner-Richard-Berufskollegs.
Berufsbildungswerk Volmarstein pflegt eine alte Tradition.
„Wann ist denn nun endlich Weihnachten?“ Das fragen Kinder in jedem Jahr immer wieder in der Vorweihnachtszeit. Um den Kindern das Warten leichter zu machen, erfand der Lehrer und Theologe Johann Hinrich Wichern bereits 1839 das „Urmodell“ des Adventskranzes. Johann Hinrich Wichern leitete das evangelisch geprägte Rauhe Haus in Hamburg – eine Stiftung für die Betreuung von Kindern. Für seinen Kranz nahm er ein Wagenrad und befestigte darauf so viele Kerzen, wie es Tage vom ersten Advent bis zum Heiligen Abend waren.
Ein solcher Kranz entstand nun als echtes Gemeinschaftswerk im Berufsbildungswerk Volmarstein (BBW). Ausbilder und Teilnehmende aus vier Fachabteilungen bauten gemeinsam einen sogenannten „Wichern-Kranz“. Drei Meter Durchmesser und ein Gewicht von 180 Kilo hat dieser besondere Adventskranz mit vier großen und 24 kleinen Kerzen. Damit ist er ein echter Hingucker vor dem Café mittendrin im Zentralgelände der Ev. Stiftung Volmarstein. „Das ist eine schöne Tradition, die zum BBW und zur Ev. Stiftung Volmarstein passt“, so Geschäftsbereichsleiterin Sabine Riddermann.
„Drei verschiedene Abteilungen der Gewerblich Technischen Ausbildung und die Gärtnerei haben das Projekt Stück für Stück geplant, gebaut und dekoriert, betonte Frank Behrendt, Ausbilder im Berufsbildungswerk Volmarstein. Die Produktdesigner entwarfen den besonderen Kranz am Computer, die Metallbauer schweißten das Grundgerüst aus Metall, mit befestigten daran die 28 Kerzen. Anschließend sorgten die Elektrotechniker für die Beleuchtung. „Die haben wir dann so programmiert, dass bis zum Heiligen Abend jeden Tag eine weitere Kerze leuchtet“, erklärt Daniel Tautz Ausbilder im Elektrobereich. Schließlich dekorierten Mitarbeitende und Teilnehmende aus der Gärtnerei das Stahlgerüst mit Tannengrün.
So mancher Volmarsteiner staunte nicht schlecht, als der riesige Kranz dann vom Berufsbildungswerk in die Lothar-Gau-Straße transportiert wurde. Vorstand Markus Bachmann, Sabine Riddermann, Ausbilder und Teilnehmende aus dem Berufsbildungswerk schalteten gemeinsam die Beleuchtung des neuen Wichernkranzes zur Eröffnung des Adventsmarktes an. „Das ist ein richtiges Meisterstück“, lobte Vorstand Markus Bachmann alle Beteiligten.
Über die Ausbildung und Berufschancen für Menschen mit Autismus-Spektrumsstörung berichtete das WDR-Fernsehen in seiner Lokalzeit. Dafür drehte der Fernsehsender in unserem Berufsbildungswerk, interviewte Teilnehmende und Mitarbeitende. Lani, Auszubildende in der Druck- und Mediengestalterin sowie Fynn, angehender Kaufmann, erzählten aus ihrem Alltag Berufsbildungswerk, ihren Zukunftsperspektiven. Dr. Andreas Krombholz, Leiter des Psychologischen Dienstes im BBW Volmarstein und einer der Autismus-Experten, erklärte, was Autismus eigentlich ist und wie das BBW Volmarstein mit vielen Firmen der Region kooperiert. In enger Begleitung werden oft aus BBW-Praktikanten geschätzte Mitarbeitende und Fachkräfte.
Das Berufsbildungswerk (BBW) der Stiftung leistete schon vor über 15 Jahren Pionierarbeit in der Ausbildung von Menschen mit Autismus-Spektrums-Störungen (ASS). Als erstes Berufsbildungswerk in Deutschland erhielten die Volmarsteiner 2019 das Siegel „Autismusgerechtes BBW“, verliehen vom Bundesverband autismus Deutschland e.V. und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke. 2022 erfolgte die erfolgreiche ReZertifizierung.
„Vor über 15 Jahren waren wir eine der ersten Einrichtungen, die Rehabilitanden mit einer ASS zur beruflichen Rehabilitation aufgenommen haben“, so Dr. Andreas Krombholz, Leiter des Psychologischen Dienstes im BBW Volmarstein. Eine ganz neue Herausforderung für das interdisziplinäre Reha-Team – wie sich sehr schnell zeigte. Mit einer hohen Fachlichkeit, Weitblick und Empathie befasste sich das Team mit den besonderen Bedürfnissen der Menschen mit ASS. „Die Qualifizierung der Mitarbeitenden ist bis heute ein wichtiger Baustein unseres Fachkonzeptes“, so Dr. Krombholz. Aber auch räumliche Veränderungen, wie beispielsweise eine reizarme Umgebung bei der Speisenversorgung oder eine angepasste Arbeitsumgebung setzten die Volmarsteiner schon damals um.
Ein Autismuskompetenzteam begleitet alle Maßnahmen, die das BBW für Menschen mit Autismus umsetzt. Neben Dr. Krombholz (Psychologe) sind Diana Roothaer (Sozialpädagogin) und Bodo Teschke (Sozialarbeiter) die Volmarsteiner Fachreferenten für Autismus. Gemeinsam mit Ausbilderinnen, Lehrerinnen, Erzieher*innen und Fachdiensten haben sie sich einer zeitgemäßen und fachlichen Begleitung der Rehabilitanden verschrieben. Inzwischen sind im BBW rund 200 Teilnehmende mit Autismus in Ausbildung, häufig kommen körperliche Erkrankungen oder Behinderungen hinzu. Die autismusspezifischen Bedarfe werden dabei in allen Prozessen berücksichtigt. Es ist z.B. für uns selbstverständlich, bei Baumaßnahmen unsere Autismus-Experten bei der Planung einzubeziehen. Time-Out-Räume oder Akustik-Maßnahmen wurden so umgesetzt.“
Berufsbildungswerk der Ev. Stiftung Volmarstein lud ein zum Infotag.
„Ich möchte später vielleicht mal in der Metallbranche arbeiten“, erklärt Gero. Der 15-jährige Schüler kam extra aus Köln nach Volmarstein, um sich über berufliche Möglichkeiten zu erkundigen. „In Köln gibt es kein Berufsbildungswerk für körperliche und motorische Entwicklung“, so der Jugendliche. Gemeinsam mit seinen Klassenkameraden und Lehrkräften der LVR-Schule Belvedere nutzte er den Berufserkundungstag im Berufsbildungswerk (BBW) der Ev. Stiftung Volmarstein.
Bei Führungen, Vorträgen und an Infoständen erfuhren Gäste aus ganz NRW Wissenswertes über die aktuellen Bildungsangebote. Auf alle Fragen hatten die Bildungsexpert*innen eine Antwort. Was die Auszubildenden und Schüler*innen im Ausbildungs- und Berufsschultag lernen, demonstrieren die Jugendlichen selbst an vielen Stationen in den Ausbildungswerkstätten, in den Klassenräumen des Werner-Richard-Berufskollegs und in den Räumlichkeiten des Lernorts Wohnen. Auch Kooperationspartner der Region waren mit Infoständen dabei.
„Ich kann mir gut vorstellen, hier die Schule zu beenden“, so Seaal aus Köln, der gerne mal Informatik studieren möchte. Dem 17-Jährigen sportlichen Rollifahrer ist besonders das Freizeitangebot wichtig. „Und hier wird wirklich viel angeboten – von der Muckibude bis zum Basketball.“ Beim Rundgang der Kölner Schulklasse waren die jungen Erwachsenen beeindruckt von den vielfältigen Möglichkeiten. „So etwas wie Fahrradmechanik kannte ich vorher nicht“, so Mareike. Die 16-Jährige interessiert sich für Kochen und Hauswirtschaft. Aber als leidenschaftliche Fahrradfahrerin tun sich in Volmarstein für sie ganz neue Möglichkeiten auf.