Angehende Mediengestalterin baut mit am Internetauftritt ihrer Schule.
Das Werner-Richard-Berufskolleg (WRBK) hat eine neue Homepage. Unter der Adresse berufskolleg-volmarstein.de stellt sich die Schule der Evangelischen Stiftung Volmarstein vor, an der junge Menschen mit Körperbehinderung und Autismus-Spektrum-Störung unterrichtet werden.
Klare Struktur, kurze und verständliche Texte, aussagekräftige Bilder – das sind Kennzeichen des professionell gelungenen Internetauftritts. Die technische Umsetzung lag bei Julia Saul. Sie absolviert im Berufsbildungswerk Volmarstein (BBW) eine Ausbildung zur Mediengestalterin digital. Ihr Berufsschulunterricht findet am WRBK statt, das sich unter einem Dach mit dem BBW befindet. „Es hat Spaß gemacht, für die eigene Schule die Homepage zu bauen“, sagt die 24-jährige Dortmunderin, für die solche Aufgaben später zum Berufsalltag gehören werden.
Vor der konkreten Umsetzung hatte eine Projektgruppe das Konzept für die neue Homepage erarbeitet. „Wir wollen ein breites Spektrum von Nutzern ansprechen“, erklären die Lehrkräfte Jennifer Pahne und Helge Tersteegen. Dazu gehören potenzielle Schülerinnen und Schüler, Eltern und abgebende Schulen, aber auch Kostenträger wie die Agentur für Arbeit und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe.
Layout und Optik der neuen WRBK-Seite entsprechen dem Internetauftritt des BBW. Der war zuerst erstellt worden, und zwar auch von Auszubildenden. „Das einheitliche Erscheinungsbild ist wichtig, weil beide Einrichtungen eng miteinander verbunden sind“, so Andreas Döschner, Ausbilder in der Druck- und Medientechnik des BBW. Bei beiden Projekten hat er die Auszubildenden tatkräftig unterstützt.
Volmarsteiner Berufsbildungswerk und Berufskolleg sagen DANKE
Bei einer gemeinsamen Mittagspause im großen Kreis wurden im Berufsbildungswerk (BBW) und im Werner-Richard-Berufskolleg (WRBK) der Evangelischen Stiftung Volmarstein alle noch vorhandenen Corona-Schutzmasken eingesammelt. Die Aktion, die mit einem kleinen Event verbunden war, stand symbolisch für das offizielle Ende der Pandemie. „Und es ist die Zeit, danke zu sagen, dass Sie alle so Großartiges geleistet haben während der Corona-Krise“, sagte Christof Hoffmann, Leiter des Werner-Richard-Richard-Berufskollegs.
In geselligen Runden saßen Mitarbeitende, Auszubildende sowie Schülerinnen und Schüler an Tischen in der Sporthalle zusammen, um gemeinsam die Mittagspause zu genießen. Aus der eigenen Hauswirtschaft gab es für alle Grillwürstchen und Nudelsalat sowie Getränke. Christof Hoffmann erinnerte an den Beginn der Pandemie: „Wenn dieser ganze Mist vorbei ist, machen wir eine Party“, hatte er gesagt, als er seinerzeit zum BBW-internen Krisenteam gehörte. Jetzt war es so weit.
Die beiden Lockdowns während der Corona-Krise hatten BBW und WRBK vor enorme Herausforderungen gestellt. Rund 220 Mitarbeitende mussten den Ausbildungs- und Schulbetrieb für rund 450 junge Menschen mit Behinderung unter schwierigsten Bedingungen aufrechterhalten. Das galt beispielsweise für Auszubildende bzw. Schüler mit Autismus-Spektrum-Störung. Denn auch sie mussten aus der Distanz zuhause unterrichtet bzw. psychologisch betreut werden, obwohl gerade für sie die vertrauten Abläufe vor Ort in Volmarstein enorm wichtig sind.
Beim Grillevent herrschte nun wieder ausgelassene Alltags-Stimmung, die in den beiden Bildungs-Einrichtungen für viele junge Menschen typisch ist. In einer gläsernen Vase wurden Corona-Schutzmasken gesammelt. Einige besonders ausgefallene Exemplare stammten sogar aus der Anfangszeit der Corona-Zeit und waren noch selbst genäht, z.B. aus ausrangierter Bettwäsche. Was damals eine ernste Angelegenheit war, sorgte nun vielfach für ein Schmunzeln.
Lesung zum Thema Transsexualität und Anderssein beeindruckte die Schüler am Werner-Richard-Berufskolleg
Skeptische Gesichter gab es beim Start des Vorlesetags im Werner-Richard-Berufskolleg. Aber ganz schnell herrschte im Raum gespannte Stille. Denn zu Gast war Jill Deimel. Jill wurde als Mädchen geboren und lebt heute als Mann. „Ich habe mich sehr lange, sehr falsch gefühlt“, berichtete Jill. „In den Achtziger und Neunzigerjahren gab es nur kein Bewusstsein für Transsexualität – da warst du Mann oder Frau.“ Aus einem lebensmüden jungen Menschen wurde ein Vorbild, der andere ermutigt.
Das beeindruckte die Schüler und Schülerinnen im Volmarsteiner Berufskolleg. „Viele hier haben keinen geraden und oft sehr schweren Weg hinter sich“, betont Jennifer Pahne, Lehrerin an der Förderschule der Ev. Stiftung Volmarstein, die den Vorlesetag organisiert hatte. „Jemand wie Jill versteht unsere Schülerschaft und hinterlässt Eindruck.“
„Gemeinsam einzigartig“ – unter dem Motto konnten auch andere Schüler den spannenden Vorlesetag zeitgleich auf der Online-Schulplattform Moodle verfolgen. Schon zum 4. Mal gab es den Vorlesetag am Berufskolleg Volmarstein. Immer werden besondere Persönlichkeiten eingeladen, die einen besonderen Eindruck hinterlassen mit ihrer ganz persönlichen Lebensgeschichte.
Neben Jill Deimel gab es drei weitere Vorlesende, die ihre Lieblingsbücher vorstellten: Lena Schürmann, Mediengestalterin im zweiten Ausbildungsjahr, führte die Zuhörer in die fantastische Welt von Nevermoor – Flucht und Wunder von Jessica Townsend, mit vielen einzigartigen magischen Wesen wie z. B. riesenhafte, sprechende Katzen. „Wer Harry Potter mag, wird auch Nevermoor mögen“, warb Lena für ihr ausgewähltes Buch.
Märchenland für alle hieß es, als Anastasios Mantes (Lehrer) vorlas. Doch geht es in diesem Buch nicht um klassische Märchen, wie wir sie kennen. In dem Werk von Boldizsár M. Nagy sind die Hauptfiguren divers und bekannte Rollenbilder werden erneuert, damit sich jeder Mensch mit der Figur identifizieren kann, die ihr/ihm gefällt: Hier werden Mädchen zu Heldinnen, es gibt homosexuelle Prinzen und einen Hasen mit drei Ohren. Diesen wählte er zum Vorlesen aus, denn durch die Einzigartigkeit des Hasen rettet dieser sein Dorf vor einem großen Unglück.
Last not least machte es sich Sören Andre, ebenfalls Mediengestalter aus der Mittelstufe, im roten Lesesessel gemütlich, um ein Buch, besser gesagt eine Saga, vorzustellen. Sie handelt von einem Jungen, der in Träume des Jonathan Jabbok, dem ersten Band der Neschan-Trilogie von Ralf Isau, in eine fantastische fremde Welt flieht. Als Rolli-Fahrer hat er es nicht leicht. In seiner Traumwelt Neschan aber, einem bedrohten Reich, erlebt er unzählige Abenteuer und dort begibt er sich auf eine Reise, um das Land vor dem Untergang zu retten.
Foto: Jill Deimel beeindruckte die Schülerschaft des Werner-Richard-Berufskollegs.
In der SIHK Hagen fand der Berufsinfotag für Schüler*innen mit Unterstützungsbedarf statt. Die Ev. Stiftung Volmarstein war dort mit der Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) und dem Berufsbildungswerk sowie dem Werner-Richard-Berufskolleg vertreten. Rund 300 Schüler*innen aus Förderschulen und Schulen des gemeinsamen Lernens nutzten die Gelegenheit, sich zu informieren.
Beate Hilzenbecher vom Berufsbildungswerk Volmarstein gab Einblicke in die berufsvorbereitende Maßnahme, in der gemeinsam mit den jungen Menschen eine berufliche Perspektive entwickelt wird. Einblick in ihre Ausbildung gaben zwei Azubis des Fachbereichs Metall: Emre Can Gül und Leon Drake beschrifteten per Laser Flaschenöffner und versahen diese auf Wunsch der begeisterten Besucher*innen mit deren Namen oder Initialen. Selbstverständlich durften die beschrifteten Metallstücke dann behalten werden. Thomas Mertens, Lehrer des Werner Richard-Berufskollegs, informierte über mögliche schulische Angebote der Förderberufskollegs.
Inka Krefting, stellvertretende Leiterin der WfbM, und ihre Kollegin Laura Fobbe vom Sozialen Dienst informierten über die verschiedenen Arbeitsbereiche, die in der Werkstatt möglich sind. Sie stellten den interessierten Schüler*innen einige Eigenproduktionen und Produktionsarbeiten vor, wie z. B. Grußkarten und Kabel, die mit Lüsterklemmen verbunden werden.
„Eine rundum gelungene Veranstaltung“, waren sich Inka Krefting, Beate Hilzenbecher und Thomas Mertens. „Wir hatten viele interessierte Schülerinnen und Schüler am Stand, die von den zahlreichen nicht-inklusiven Berufsinformationsveranstaltungen nicht wirklich profitieren. Diese Veranstaltung hingegen war genau auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten und bot vielfältige Informationen und Beratung“, so Beate Hilzenbecher.
Nach den Schüler*innen der Förderschulen der Region kamen am frühen Abend die Eltern, informierten sich und stellten den Expert*innen viele Fragen zur möglichen Zukunft ihrer Kinder. Organisiert wurde die Veranstaltung von Nina Gilfert und dem Team der agentur mark GmbH gemeinsam mit der SIHK zu Hagen, den Schulämtern Hagen und Ennepe-Ruhr-Kreis sowie einem Arbeitskreis der Förderschulen.
Intensiver Austausch mit Vertreterinnen und Vertreter von Metall NRW und IG Metall Nordrhein-Westfalen
Zu einem besonderen Besuch kamen Vertreterinnen und Vertreter von Metall NRW und IG Metall Nordrhein-Westfalen in das Berufsbildungswerk Volmarstein. Der Austausch bezog sich auf den gemeinsamen Aufruf „Ausbildung und Beschäftigung der Menschen mit Behinderung“, den der Bezirksleiter der IG Metall NRW, Knut Giesler und der Präsident von METALL NRW, Arndt G. Kirchhoff, gemeinsam mit den Landschaftsverbänden Westfalen-Lippe und Rheinland sowie der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit Nordrhein-Westfalen im Dezember 2019 unterzeichnet hatten.
Miteinander machen sich die Spitzenvertreter der fünf Institutionen für die Integration von Menschen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt stark. Gemeinsames Anliegen ist, die Entwicklung der Berufsintegration der vergangenen Jahre fortzusetzen, den Abbau von Arbeitslosigkeit bei Menschen mit Behinderungen voranzutreiben und Unternehmen dabei zu unterstützen, entsprechende Arbeitsplätze zu schaffen.
„Als Berufsbildungswerk ist unser aller Ziel, die jungen Menschen, die in der Einrichtung ihre schulische und berufliche Laufbahn beginnen, nach Abschluss der Ausbildung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu vermitteln“, so Geschäftsbereichsleitung Sabine Riddermann, zuständig für die Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation und Integration. Deshalb ist der Kontakt zwischen Berufsbildungswerk, Arbeitgebern und Gewerkschaft von enormer Bedeutung. Gerade auch im Zusammenhang mit dem zunehmenden Fachkräftemangel ist die berufliche Integration und der Einsatz von Menschen mit besonderen Handicaps sogar sehr erfolgversprechend.
So freuten sich Riddermann und Team über den Besuch von Mara Meyer (Verband der Metall- und Elektroindustrie NRW e.V.), Dr. Axel Borchard (Verband der Metall- und Elektroindustrie NRW e.V.), Christian Lepping (Arbeitgeberverband Lüdenscheid e.V.), Frank Rath (Sprecher Schwerbehindertenpolitik IG Metall NRW), Wolfgang Holland (stv. Sprecher Schwerbehindertenpolitik IG Metall NRW) und Thomas Weilbier (Bezirksleitung IG Metall NRW).
Überlegungen zur weiteren Zusammenarbeit und für eine gemeinsame Ausrichtung des Tages für Menschen mit Behinderungen mit dem besonderen Blick auf die berufliche Integration behinderter Menschen wurden vertieft. Am Ende zeigten sich die Besucherinnen und Besucher sehr beeindruckt von dem Arbeitsverständnis der Volmarsteiner Experten und von der vorbildlichen Maschinen- und Raumausstattung. „Die Einrichtung in den Ausbildungswerkstätten in Volmarstein kann sich wirklich sehen lassen. Hier können sich die Betriebe auf ein sehr modernes Ausbildungsniveau verlassen“, so Dr. Axel Borchard und Christian Lepping. Thomas Weilbier (Beiratsmitglied) würdigte den leidenschaftlichen Einsatz der Ausbilderinnen und Ausbilder. „Ohne deren Einsatz wären viele Ziele nur schwer erreichbar. Die Integrationsquote der in Volmarstein ausgebildeten in den ersten Arbeitsmarkt spricht für sie.“
Mit einem besondersn Segen gingen die Menschen im Berufsbildungswerk und im Werner-Richard-Berufskolleg in die Ferien. Unter dem Motto „Mut lohnt sich“ gab es einen tollen Gottesdienst. Die Predigt hielt Pfarrer Rainer Schmidt, für den Mut und Zuversicht zum Tagesprogramm im Leben gehören, denn er wurde ohne Unterarme und mit einem verkürzten rechten Oberschenkel geboren. Lehrkräfte, Ausbilder*innen, Teilnehmende und Schüler*innen beteiligten sich an der Gestaltung und sorgten für eine reibungslose Live-Übertragung. In den einzelnen Abteilungen verfolgten die Menschen den Gottsdienst an großen Bildschirmen in Schulungs- oder Klassenräumen.